Teurer Umweg für geplante S-Bahn?

S6-West: Teurer Umweg über den Volkspark?

Erschütterungsgutachten: Eine S-Bahn müsste wegen sensibler Forschung bei DESY weiter östlich fahren. Von Matthias Greulich

Schlechte Nachrichten für eine S-Bahnverbindung von der Science City Bahrenfeld über Lurup zum Osdorfer Born. Im Hamburger Transparenzportal wurde von der Öffentlichkeit unbemerkt das Ergebnis des „Erschütterungsgutachtens“ ins Netz gestellt und dort vom Westwind aufgestöbert. Das Gutachten hat für die Planung des Milliardenprojekts, das nunmehr von S32 in S6-West umbenannt wurde, erhebliche Auswirkungen.

 

Was steht im Gutachten?

Bislang war geplant, dass die Strecke etwa unterhalb der Luruper Chaussee verlaufen solle. Davon rät die Untersuchung aus Sicht der Sachverständigen dringend ab. Die Trasse müsse mindestens 160 m nach Osten verlegt werden. 

Was sorgt für Probleme?

Bei DESY werden elektrisch geladene Teilchen beschleunigt, die durch elektomagnetische Felder gesteuert werden. Das macht sie anfällig gegenüber Störfeldern, wie sie durch die Stromversorgung der S-Bahn entstehen. Erheblich redzieren ließen sich die Störungen bei batteriebetriebenen Zügen. Solche Triebwagen wird es allerdings auf absehbare Zeit nicht geben.

 

Wie weit müsste die S-Bahn um die DESY-Forschungsgebäude herumfahren?

Der Umweg wäre wohl deutlich weiter. In der „Standortanalyse Science City“ heißt es, der Abstand solle „so groß wie möglich“ sein.  Elementar sei eine kurvenfreie und vor allem weichen- und kreuzungsfreie S-Bahnstrecke im Radius von etwa 800 Meter um den DESY-Campus und mögliche weitere Forschungsstandorte.

Was folgt daraus?

Eine deutlich längere Strecke einer S-Bahn unter dem Volkspark könnte im schlimmsten Fall für steigende Kosten im dreistelligen Millionenbereich sorgen.

Sollten nicht bis Ende 2022 neue Ergebnisse vorliegen, wo die S6-West weiter östlich in das übrige S-Bahn-Netz einfädelt?

Eigentlich ja. Der von der Bahn geplante „Verbindungsbahnentlastungstunnel“ könnte dafür sorgen, dass die S6-West über den Diebsteich statt an der Holstenstraße fährt (wir berichteten). Ein Bahn-Sprecher war Anfang Januar noch nicht in der Lage, einen Termin zu nennen: „Wir können Ihnen momentan noch nicht exakt sagen, wann die Machbarkeit vorliegen wird. Wir informieren Sie, wenn es so weit ist.“

Wie geht es weiter?

Laut eigenen Aussagen befindet sich der Senat seit 2021 in einer „erneuten, verbindlichen Variantenprüfung“. Die soll „unter Berücksichtigung der Ergebnisse der Machbarkeitsuntersuchung zum Verbindungsbahnentlastungstunnel fortgeführt und abgeschlossen werden.“ Wenn nun derzeit niemand weiß, wann die Machbarkeitsuntersuchung vorliegt, könnte der Baubeginn für die S6-West immer weiter nach hinten geschoben werden, wenn das Milliardending denn überhaupt kommt.

Altona 93: Neues Stadion am Diebsteich

Diebsteich: Stadionzoff entschieden

Altona 93 bekommt sein Regionalligastadion, Lokalrivale Teutonia 05 sieht sich von der Stadt ignoriert. Von Matthias Greulich

Der raue Charme rund um das Industriegebiet und der Fußball von Altona 93 – das passt zusammen. So sieht es der rot-grüne Senat, der an seinem Plan am Diebsteich ein Regionalligastadion zu bauen festhält, obwohl CDU, FC Teutonia 05 und der Hamburger Fußballverband sich vehement für ein Drittligastadion nördlich der Waidmannstraße eingesetzt hatten. Das Elbe Wochenblatt mit den Antworten über den nun entschiedenen Zoff ums Stadion.

Was wird gebaut?
Der FC Altona 93 bekommt einen Ersatz für die Adolf-Jäger-Kampfbahn, die der Verein wie wiederholt berichtet Ende 2026 verlassen muss. In Bahrenfeld spielt der AFC seit 1908, bald werden dort mehr als 350 Wohnungen entstehen.

Wer zahlt?
Ragnar Törber, zweiter Vorsitzender von Altona 93 stellt klar, dass sich der Oberligaklub die Kosten der Flächen für den Spielbetrieb vollständig allein leisten könne. „Das kostet keinen Steuerzahler irgendetwas. Und wie viel Geld wir haben, weiß mittlerweile die ganze Stadt“, so Törber. Von den 11,25 Millionen Euro, die der AFC durch den Grundstücksverkauf eingenommen hat, sollen noch rund zehn Millionen Euro übrig sein. Die Gesamtkosten für das Gelände werden auf 159 Millionen Euro geschätzt, der Bebauungsplan 2024 fertig sein.

Wie sieht die neue Adolf-Jäger-Kampfbahn (AJK) aus?
Von oben erinnert die futuristische AJK an ein englisches Stadion mit steilen Tribünen. Der Siegerentwurf von gmp International GmbH zeigt, dass die Architekten sich mit Stadionbauten auskennen. Mit seinem kürzlich verstorbenen Partner Meinhard von Gerkan hat Volkwin Marg mehrere WM-Arenen in Deutschland und Südafrika gebaut.

Wie viel Fans können rein?
Der Senat schreibt in seiner Pressemitteilung von circa 5.000 Zuschauern. Für ein Drittligastadion verlangt der DFB 5.001 Zuschauer, es gibt zusätzliche Sicherheitsanforderungen, um rivalisierende Fanblöcke voneinander zu trennen – die Stadt müsste dafür geschätzte 30 Millionen Euro zahlen, wozu sie nicht bereit ist.

Was haben die Anwohner davon?
Wie mehrfach berichtet, haben Anwohnerinitiativen sich gegen die geplante Musikhalle aber für ein Regionalligastadion ausgesprochen. AFC-Vize Törber kündigt an: „Wir sind sieben Tage die Woche vor Ort, planen unter anderem eine Volksküche, mehrere karitative Anlaufstellen und Angebote für Senioren.“ Man freue sich, mit den zukünftigen Nachbarn gemeinsam auf den begrenzten örtlichen Gegebenheiten ein enges Miteinander zu entwickeln. Bei einem Drittligastadion fiele das weg: „Die vorgesehene Öffnung zum Stadtteil wäre bei einem Drittligastadion, das den Anforderungen des DFB entspricht, nicht mehr möglich“, so die Sportbehörde. Außerdem würde es durch das größere Einzugsgebiet mehr Verkehr am Diebsteich geben. Bei gleichzeitig im Stadion und Musikhalle stattfinden Veranstaltungen gäbe es größere Verkehrsprobleme – wenn auch einige Nummern kleiner – wie rund um Volksparkstadion und Barclays Arena.

Warum will die Stadt keinen Drittligafußball am Diebsteich?
Im Rathaus hält man einen Aufstieg der viertklassigen Teutonenelf für unrealistisch. Tatsächlich kämpft die Mannschaft derzeit in der Regionalliga gegen den Abstieg. Der Ottenser Stadtteilverein hatte den Vertrag mit Sponsor Lukoil (Tochter eines russischen Staatsunternehmens) im Frühjahr aufgelöst. Wer die weiteren Geldgeber sind, durfte die Öffentlichkeit bislang nicht erfahren.

Was sagt Teutonia 05?
Im „Hamburger Abendblatt“ beklagt sich Teutonen-Boss Liborio Mazzagatti: „Ich fühle nur noch Leere, unser Ziel, mittelfristig in die Dritte Liga aufsteigen zu wollen, ist weggebrochen. Die Stadt hat unsere Interessen ignoriert. Wir müssen uns jetzt mit unseren Sponsoren zusammensetzen und beraten, wie es weitergehen soll.“

Laufen die Fans Teutonia 05 die Bude ein?
Bislang nicht. Teutonia verfügt zwar über den höchsten Durchschnittsbesuch (514) der vier Regionalligisten im Bereich des HFV, dennoch ist das alles andere als drittligareif. Zum Vergleich: Als der FC St. Pauli 2007 in der damals drittklassigen Regionalliga spielte, zahlten pro Spiel durchschnittlich 16.786 Zuschauer Eintritt.

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