Wiedereröffnung verschiebt sich erneut: Mehr als 12.000 Fahrgäste sind betroffen. Wer am S-Bahnhof Diebsteich wohnt oder arbeitet, bleibt abgehängt: Als der alte S-Bahnsteig im Oktober 2022 geschlossen und abgerissen wurde, versprach die Deutsche Bahn noch eine Wiedereröffnung bis Oktober 2023. Die Inbetriebnahme wurde allerdings verschoben, zunächst auf August 20024 und nun sogar auf Ende Januar 2025.
Was sind die Gründe?
Wegen Problemen und Umplanungen wurde die Inbetriebnahme zunächst um ein knappes Jahr verschoben. Als Grund nannte eine Sprecherin der Deutschen Bahn (DB) im August 2023 gegenüber NahverkehrHamburg.de, dass kurzfristig die Pläne für eine Personenunterführung, die später innerhalb des neuen Fernbahnhofs zum S-Bahnsteig und zu den Fernbahnsteigen führen soll, überarbeitet und geändert werden mussten. Im Juni 2024 verschob die Bahn die Neueröffnung noch einmal um rund ein halbes Jahr auf Januar 2025. „Zwar können alle erforderlichen Arbeiten für den Neubau bis Ende August abgeschlossen werden“, betonte die DB damals in einer Pressemitteilung. „Für die Abnahme der Leit- und Sicherungstechnik, die circa drei Wochen dauert, steht im Anschluss aber kein Abnahmeprüfer:in zur Verfügung.“ Der frühestmögliche Zeitpunkt für eine erneute Abnahme sei erst im Januar 2025.
Wie viele Anwohner und Pendler sind weiter von der Schließung des Bahnhofs Diebsteich betroffen?
Wesentlich mehr als gedacht. Der S-Bahnhof Diebsteich wird täglich von 12.500 Ein- und Aussteigern genutzt, hieß es von einer Bahn-Sprecherin gegenüber dem Elbe Wochenblatt. Zum Vergleich: Für den inzwischen eröffneten S-Bahnhof Ottensen rechnete das Unternehmen bei der Planung mit 5.000 Fahrgästen pro Tag.
Als Ersatz fährt die Buslinie 180 häufiger von und ab Diebsteich. Reicht das?
Anwohner Kilian Matzat fragte zu Beginn der Bahnhofsschließung: „Wie soll man denn von hier wegkommen wenn man kein Auto hat? Gefühlt werden die Bewohner in der Straße am Diebsteich komplett vergessen, und das ist eine absolute Frechheit.“ Sehr viel längere Fahrzeiten müssen auch Pendler einplanen, die zum Beispiel in der Paketzentrale oder im Metro-Markt arbeiten. Volker Scharrnbeck vom Nachbarschaftsforum Diebsteich übte deutliche Kritik: „Der sogenannte ,Ersatzverkehr‘ ist – wie sich Nutzer äußern – keine Alternative. Die Wege sind zu weit, die Busse kommen nicht pünktlich und fahren zu selten.“
Weichen die Bahnfahrer auf die Busse aus?
Scharrnbecks Befragung hat ergeben, dass nur etwa zehn Prozent der Kunden die Busse als Ersatzverkehr benutzen.
Macht die Not erfinderisch?
Wer mehr Zeit hat, geht zu Fuß oder fährt mit dem Fahrrad zu den S-Bahn-Stationen Holstenstraße oder Langenfelde. „Andere“, hat Scharrnbeck beobachtet, „nutzen die Buslinie 288, den sogenannten ,Kaffee-Bus‘, der vom Seniorenheim am Holstenkamp fährt; zwar nur etwa ein Mal in der Stunde, dafür aber direkt zum Bahnhof Altona.“
Ist es ein Chaos mit Ansage?
Sieht ganz so aus. Die Anwohner-Initiative Diebsteich kritisierte, dass „sämtliche ,Ersatzlösungen“ nicht ausreichen. Volker Scharrnbeck: „Es zeigt, dass die betreffenden Verantwortlichen die Frequenz des ehemaligen Bahnhofs Diebsteich nicht realistisch wahrgenommen haben.“ Scharrnbeck formulierte an die Adresse der Bahn: „Kundenfreundlich geht anders.“
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