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S6 nach Lurup und Osdorf: Baubeginn vielleicht in zehn Jahren

Neuigkeiten zur S6: Die nächsten Planungsschritte der Schnellbahn zum Osdorfer Born kosten laut Verkehrssenator Anjes Tjarks 120 Millionen Euro. Von Matthias Greulich

Was ist der Hintergrund der Entscheidung?
Der Senat hatte es offenbar eilig, vor den Wahlen zur Bezirksversammlung ein Signal an die Wählerinnen und Wähler im Hamburger Westen zu senden. Das Tempo ist beachtlich: Vor der parlamentarischen Sommerpause muss die Bürgerschaft 120 Millionen Euro bewilligen. Der Auftrag an die Deutsche Bahn soll bereits im Juni vergeben werden.

Im NDR lobte Tjarks (Grüne), den Senat, dem er angehört: „Er hat 120 Millionen Euro bereitgestellt, was ein wichtiges und klares Bekenntnis für die S6 und in Richtung Lurup und Osdorf ist.“ Einfach gesagt: Wer so viel Geld ausgibt, wie der rot-grüne Senat 2024, will verhindern, dass die Planung nach der nächsten Wahl wieder abgeblasen wird. Das passierte 1974 beim Bau der U4 (Koalition aus SPD und FDP) und bei den Stadtbahn-Plänen 2001 (CDU, FDP und Schill-Partei), 2010 (CDU) und dem vorerst letzten Stadtbahnprojekt, das der damalige Erste Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) 2011 höchstselbst beerdigte.

Warum ist die Planung so beispiellos teuer und langwierig?
Den Mobilitätsjournalisten Christian Hinkelmann ließ die Meldung aufhorchen. Der Herausgeber von NahverkehrHamburg schreibt: „Kein vergleichbares Bahn-Neubauprojekt in der jüngeren Hamburger Vergangenheit hat eine so lange Planungszeit bei gleichzeitig so hohen Kosten verursacht.“ Es sei in den vergangenen Jahren bereits viel Zeit und Geld in die Planung der S6 nach Osdorf und Lurup geflossen. Die DB übernimmt nun die ersten beiden und einen Teil der dritten von vier Planungsstufen, was einen Teil der Entwurfsplanung einschließt. Darin ist auch eine Kostenschätzung enthalten. Wie ein Bahn-Sprecher gegenüber Nahverkehr Hamburg mitteilte, gehören dazu Baugrunduntersuchungen, Kampfmittelsondierungen und Vermessungsarbeiten. Außerdem soll die DB noch eine Umweltverträglichkeitsprüfung durchführen und ein Kommunikationskonzept für die Öffentlichkeitsbeteiligung erstellen. Nicht dazu gehört die endgültige Entwurfsplanung (Festlegung von Trasse, Stationen, Bauverfahren und Bauphasen) und die anschließende Genehmigungsplanung, damit das Planfeststellungsverfahren beginnen kann. Diese Schritte werden also erst nach dem Jahr 2030 folgen.
Ein Bahn-Sprecher betont: „In die Kalkulation eingeflossen sind Erfahrungswerte der DB Infrago aus ähnlich gelagerten Projekten. Außerdem wurden erwartete Preisentwicklungen bereits einkalkuliert. Ziel des gegenwärtigen Vorgehens ist eine solide Bedarfsermittlung, die auch Sicherheiten enthält, die gegebenenfalls nicht gänzlich benötigt werden.“ Mit der Auswahl eines anderen Planungsunternehmens wäre man wohl nicht günstiger und schneller gewesen betont Dennis Heinert, Sprecher der Verkehrsbehörde: „Wir haben bezüglich der Vorplanung auch mit anderen möglichen Projektträgern gesprochen. Mit der Deutschen Bahn glauben wir unter anderem die Anbindung an der S-Bahn Netz am besten hinzubekommen.“

Wann ist ein realistischer Eröffnungstermin für die S6?
Nach Analyse von Christian Hinkelmann ist es „rein rechnerisch kaum noch zu schaffen“, dass 2040 die ersten Züge bis zum Osdorfer Born fahren. Der Journalist hat sich dazu an den Planungsschritte bei der U5 orientiert. Er hält den Baubeginn bei der S6 frühestens im Laufe des Jahres 2033 für möglich. Die erste S-Bahn nach Osdorf könnte dann im Jahr 2044 fahren. Das setzt voraus, dass die DB ähnlich effizient und schnell plane wie die Hochbahn bei der U5. Das sei „eine Disziplin, in der die Deutsche Bahn – zumindest im Hamburger Raum – bisher nicht unbedingt auf sich aufmerksam gemacht hat“, so Hinkelmann.


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